12 Unbekannte - Bläck Fööss

Von den meisten Bands kann sicher jeder Musikbegeisterte eine Handvoll Songs aufsagen, die "man kennt". Die großen Hits, die das Image der Band in der Öffentlichkeit prägen. Um die geht es heute nicht, sondern eben um die Stücke, die etwas im Schatten stehen, weil sie eben keine Hits waren und daher leider nur den echten Fans bekannt sind.

Im Falle der Bläck Fööss denken sicher die Meisten erstmal: "Karneval". Daher hier eine Zusammenstellung aus über 40 Jahren Fööss-Geschichte, die der musikalischen und thematischen Bandbreite der Kölner Band eher gerecht wird, als die Reduzierung auf die allseits bekannten "Partyhits".

 

1) En Kölle es et am räne (Uns Johreszigge, 1979)

Ein Stück aus der Feder des ehemaligen Fööss-Keyboarders Dieter "Joko" Jaenisch (Bandmitglied bis 1979, 1998 nach langer Alkoholkrankheit verstorben), der auch den Hauptgesang übernimmt. Ein leichter Bossa-artiger Beat und warme Harmonien bilden das Gerüst für einen Song, der einen typisch Kölschen Regentag beschreibt, mit dem Fazit, dass das aber kein Grund zur Trübsal sein muss. Liveversionen existieren vom Silvesterkonzert 2004 der Fööss (hier von Neuzugang Andreas Wegener gesungen) sowie von Tommy Engels "Weihnachtsengel"-CD.

 

2) Kein Zick (Dr Rhing erop, dr Rhing eraf…, 1980)

Eine typische Studio-Produktion der 80er Jahre. Schon damals wurde der zunehmende Konkurrenzkampf und der immer hektischer werdende Alltag beklagt, Resultat war ein sehr stimmungsvoll produzierter Song im 3/4 Takt, mit viel Harmoniegesang und wenig Percussion, aus dem leider offenbar auch nach 30 Jahren wenige Menschen gelernt haben.

 

3) Schwatz op wieß (Wenn et jöck…, 1981)

Ein zeimlich flotter Song über das Zeitunglesen, aus einer Zeit vor E-Paper und Tablet-PC. Nette Gitarrenlicks und ein treibender Tom-Groove veranlassen Erry Stoklosa dazu, um sein Leben zu singen, an der Lehre, dass die Presse immer Recht hat hat sich bis heute nichts geändert (für die Leute, die sich gerne ihre Meinung "bilden")

 

4) Morjens halver vier (Morje, morje, 1982)

Wenn aus der Nacht langsam der frühe Morgen wird, weil man wieder einmal die Zeit vergessen hat, dann sind das Momente, die zu solchen ruhigen Perlen inspirieren. Fast nur von der Nylonstring-Gitarre getragen kann Tommy Engel seine entspannte Stimme ganz entfalten. 

 

5) Endlich frei (Endlich frei, 1987) 

Das Titelstück einer Platte, die leider jahrelang vergriffen war, da das Master abhanden gekommen war. Seit ein paar Jahren gibt es sie jedenfalls wieder, und damit die Möglichkeit, diesen flotten Song einmal selbst zu hören. Ziemlich aufwendige Orchestrierung und Schlagzeug-Parts machen den Song musikalisch interessanter als textlich. Der Refrain hat jedenfalls Ohrwurm-Potential.

 

6) Nemmt mich met (Nix es ömesöns, 1991)

Zwar nicht aus der Feder der Fööss, aber durch Peter Schüttens Stimme veredelt - der Zirkus kommt in die Stadt, und der kleine Junge träumt davon, die Schule hinter sich zu lassen und mitzureisen. Noch einer dieser ruhigen Songs, die auf Konzerten leider viel zu wenig Gelegenheit bekommen, da die "Kracher" erwartet werden.

 

7) Ich jon bade (Rheinhotel, 1994)

Eins der letzten Lieder von Tommy Engel, mit ziemlich jazzigen Orgel- und Gitarrenklängen zu einem relaxten Swing. Die genannten Beispiele für einen Tag, nachdem man am Liebsten ins Wasser gehen würde, kann wohl jeder nachvollziehen.

 

8) Anita (Roxy, 1996)

Vorhang auf für Kafi Biermann, der hier die titelgebende Schönheit an einem Kölner Frühlingstag besingt, getragen von Latinmäßigen Klängen von Saxophonen und Steeldrum. Ein Schön-Wetter-Song.

 

9) Unsere Mädcher (Unveröffentlicht, 1998)

Wieso dieser Song nie auf einem Album gelandet ist, ist mir unerklärlich. Die einzige Aufnahme stammt von dem Videokonzert aus dem Musical Dome 1998, eine Hymne auf die Kölschen Mädchen mit flotten Taktwechseln und grandiosem Harmoniegesang, vor allem beim kurzen A Capella Break gegen Ende. Nur der Hauptgesang ist etwas wackelig in der Intonation, dafür ist die Basslinie (wieder einmal) geschmackvoll; durch die 80s Keyboards teilweise funkige Gitarren wird die Nummer für Fööss-Verhältnisse fast schon progressiv...

 

10) Maach et jot (Schönes Wochenende, 1998)

Ein Abschiedslied für einen früh verstorbenen Freund, trotz aller Trauer recht optimistisch stimmend, dass es ein Wiedersehen geben wird. Geschrieben von Dieter Siemes.

 

11) Bei uns en Kölle (Loss mer uns verdrage, 2000)

Hier darf der langjährige Keyboarder Willy Schnitzler, der sonst meistens für die hohen Kopfstimmen-Parts zuständig war, mal den Leadgesang übernehmen. Hymnen auf die Stadt Köln wird es nie genug geben, und diese hier erinnert musikalisch etwas an Queen.

 

12) Luur noh vürre (Rut un wiess, 2004)

Eine schöne Botschaft, die ein Vater seinem erwachsen gewordenen Kind mit auf den Weg gibt. Angenehm arrangiert, in den Chören können die Fööss wieder einmal ihre unerreichte Stärke im Harmoniegesang einsetzen. Ein Lied, das Mut macht, seinen Weg zu gehen, auch wenn der Blick zurück schwerfällt.

 

Vielleicht lässt sich der Ein oder Andere ja motivieren, die Fööss mal von einer anderen Seite zu entdecken! Nicht umsonst tragen sie den Titel "die kölschen Beatles"...